Lernen, wie der Wald lebt
Die von Peter Wohlleben in Wershofen gegründete Waldakademie vermittelt Laien und Fachleuten aus aller Welt ein neues Verständnis der Waldökologie.
Wer in die lichtdurchfluteten Räume der Waldakademie am Rande des Dorfes Wershofen hoch über dem Ahrtal und mit Blick auf den Vulkan Aremberg kommt, der bringt Offenheit für die wichtigste Lektion mit: Die Natur kann sich regenerieren, wenn man ihr genügend Zeit und Ruhe lässt. Peter Wohlleben, Deutschlands berühmtester Förster und mittlerweile international bekannter Bestsellerautor, sensibilisiert mit Büchern wie „Das geheime Leben der Bäume“, Fernsehsendungen, Artikeln oder Interviews dafür, wie das Ökosystem Wald lebt. Wälder sind viel mehr als nur Rohstoff für holzverarbeitende Industrien. Ein Einzelkämpfer ist er keineswegs, sondern die Bildungsarbeit wird von einem zehnköpfigen Team ökologisch versierter Menschen getragen. Die Resonanz ist weltweit und generationenübergreifend: Es kommen Schulkinder, die den Wald im Rahmen einer „Juniorförsterausbildung“ als schützenswertes Abenteuer kennen lernen; es kommen Lehrerinnen und Lehrer, die sich in Naturerlebnispädagogik fortbilden; es kommen Waldexpertinnen und -experten aus ganz Europa und Übersee, um neue Erkenntnisse über die Rolle des Waldes im Klimawandel auszutauschen.
Fortbildung für Experten, Faszination für Laien
„Unser Publikum ist ganz bunt gemischt: interessierte Laien, aber genauso Fachkräfte aus den grünen Berufen, die sich fortbilden wollen“, schildert Geschäftsführerin Johanna Bruske die Zusammensetzung der bis zu 7000 Menschen jährlich, welche die Akademie ansteuern und etliche Ausbildungsteile auch outdoor in den umliegenden Wäldern absolvieren. Auch niedrigschwellige Veranstaltungen sprechen ihr Publikum an: Kamingespräche mit Peter Wohlleben, Kräuterwanderungen, Waldbaden, Nächte unter freiem Himmel oder auch Führungen zu den Stadtbäumen von Köln oder Bonn sind Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern, ohne gleich ein ganzes Wochenende oder mehrtägige Kurse zu belegen. Eine Wolfsexpertin informiert über das Sozialverhalten der Wölfe, über die Auswirkungen der Wolfsrückkehr auf Wälder und Tierwelt oder auch über Herdenschutz in Wolfsrevieren. „Für uns wird der Bereich Beratung immer wichtiger“, schildert Johanna Bruske die Fortbildungsarbeit, „mal geht es um den Aufbau von Ökoprojekten, mal um Baumkrankheiten oder Aufforstung. Es gibt fast nichts zum Thema Bäume, das wir nicht gefragt werden. Und wir beschäftigen uns täglich mit aktuellen Studien und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, um in einer sich schnell wandelnden Welt immer mit vorne dabei zu sein.“
Einen Urwald in der Entstehung beobachten
Sowohl private Waldbesitzer wie auch Angehörige kommunaler Forstverwaltungen wenden sich an die Akademie. Ein wichtiger Baustein der Bildungsarbeit ist es, die natürliche Entwicklung des Waldes zuzulassen und zu beobachten. Fünfzig Hektar Buchenbestände rund um Wershofen wurden bislang vom eigenen Urwaldprojekt der Akademie angepachtet und geschützt, dreißig weitere sind absehbar. Hier dürfen die Bäume das sein, was sie sind: Lebewesen ohne den Hintergedanken an Euros, die sie durch schnellstmöglichen Holzeinschlag einbringen sollen. Sie haben ihre eigene, von Menschen unbeeinflusste Dimension für ihr Wachstum, ihren Wandel und ihre mögliche Regeneration aus Dürreperioden.