Scheinbare Gegensätze verschmelzen
Der Name Weimbs Orgelbau klingt für Kirchengemeinden und Konzerthäuser in Europa und Asien nach ungewöhnlicher Innovationsfreude in einem besonders traditionsreichen Handwerk.
Wenn man Frank Weimbs nach der wichtigsten Eigenschaft für einen Orgelbauer fragt, dann fällt seine erste Antwort überraschend nüchtern aus: „Kaufmännisch rechnen und Verträge verhandeln können.“ Dabei ist er selbst ein Meister des kunstfertigen Orgel- und Harmoniumbaus, der sich wirtschaftliches Wissen in Eigenregie aneignete. In das Traditionshandwerk hingegen wuchs er hinein: Er führt das international renommierte Orgelbau-Unternehmen Weimbs mit Sitz in Hellenthal in der vierten Generation und ist verantwortlich für rund zwanzig Beschäftigte, darunter auch junge Azubis, die bei ihm ein faszinierendes Metier von der Pike auf lernen. Die Meister, Gesellen und Auszubildenden gehen mit Metall ebenso um wie mit Holz, sie haben Gespür für Akustik und Architektur… und bei allem gehen sie mit Präzision, Geschick und wohl auch einer Portion Geduld für zeitaufwändige Arbeitsabläufe ans Werk. „Man muss den Raum, in dem die Orgel stehen wird, regelrecht ‚riechen‘ und auch das Licht auf sich wirken lassen“, lautet die zweite, deutlich sinnlichere Antwort von Frank Weimbs.
Neue Stile prägen
Das gilt für historische Instrumente und berühmte Kirchen, wo Restaurierungen oder komplett neue Instrumente für eine perfekte und zugleich vertraute Harmonie von Klang- und Baukörper sorgen. Erst recht gilt dies jedoch für moderne Konzertsäle und Kirchen, in die zumeist eine traditioneller, neogotischer oder neobarocker Orgelprospekt nicht passen würde. So entwarf und baute das Team von Weimbs zum Beispiel für die Heilig Geist Kirche von Hanau eine Orgel mit Schwarzstahl-Passepartout, deren Design wegweisend ist. Hierfür wurde der Betrieb kürzlich mit dem Innovationspreis Rheinland Genial ausgezeichnet. Überzeugende Modernität kennzeichnet auch die Gestaltung der Orgel für St. Marien in Mönchengladbach. Weitere spektakuläre Projekte in Norwegen oder Japan bezeugen, dass die Orgelbauer aus Hellenthal das über Jahrhunderte entwickelte Kunst-Handwerk in die Zukunft tragen. Was gleich bleibt, ist die Anforderung, alle denkbaren Klangfarben des Instruments einzubauen, damit geistliche wie weltliche Musik aller Stilepochen gespielt werden kann. Das kann auf herkömmliche mechanische, aber auch dank Software und Touch-Display auf digitale Weise geschehen. Eine eigens entwickelte Orgelsteuerung mittels Smartphone oder Tablet ist ein weiterer Beleg für die Innovationskraft von Weimbs.
Zusammenhalt macht stark
„Unsere Stärke ist das wunderbare Team, das so viel gemeinsam schafft“, erläutert Frank Weimbs den Erfolg bei Ausschreibungen oder mittels Empfehlungen begeisterter Auftraggeber, „wir haben eigentlich keine Fluktuation und ziehen auch aus entfernteren Wohnorten gute Fachkräfte an.“ Die wiederum lockt das Gefühl, bei hoher Fertigungstiefe des Orgelbaubetriebs besonders kreativ sein zu können und das eigene Potenzial auszuschöpfen. Zwar könnte es wie überall im Handwerk mehr Bewerbungen auf Ausbildungsplätze geben. Aber die Arbeit bei Weimbs eröffnet gerade für junge Menschen eine Berufswelt, die niemals langweilig ist: Alle Werkstücke sind Unikate, zudem locken Aufenthalte in den Städten weltweit, in denen die Orgeln aufgebaut werden. Zugleich ist es eine Nische, in der Zusammenhalt großgeschrieben wird. Der ganze Bund Deutscher Orgelbaumeister, in dem Frank Weimbs Vorstand ist, zählt nur rund 130 Unternehmen. Man kennt sich und tauscht sich aus… fast wie in einer traditionellen Zunft. Es gibt keine Waltz, aber den Spruch: „Man lässt sich dort nieder, wo man die erste Orgel gebaut hat.“ Und so trat die Familie Weimbs in die Fußstapfen des berühmten Balthasar König, der im 18. Jahrhundert in der Eifel tätig war.