Wasserstoff als Wirtschaftsfaktor der Region
Wasserstoff ist derzeit in aller Munde, er wird als zentraler Baustein für die Energiewende gesehen. Für die Kreise Euskirchen und Düren Grund genug, sich intensiv dem Thema zu widmen. Durch das Ende des Braunkohleabbaus 2030 steht im Rheinischen Revier ein großer Strukturwandel bevor. Von der Erzeugung bis zur vielfältigen Nutzung soll die Wertschöpfungskette reichen.
Im Kreis Düren hat Wasserstoff eine große Bedeutung. Noch bis 2030 wird Braunkohle im Rheinischen Revier abgebaut, danach ist Schluss. Die Region steht also vor einem großen Strukturwandel. Für Landrat Wolfgang Spelthahn liegt im Wasserstoff die Zukunft des Kreises. „Im Kreis Düren verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz“, erklärte er beim vergangenen „H2 Mobility Tankstellen-Talk“ im Forum „Seen & Entdecken“ in Düren. Die Idee dahinter: Von der Erzeugung bis zur Nutzung soll im Kreis die ganze Wertschöpfungskette rund um das Thema Wasserstoff entstehen. Am Jülicher Brainergy Park entsteht beispielsweise der Solarpark Merscher Höhe mit mehr als 18.000 Solarmodulen. Er wird damit zu den größten Solarparks in Nordrhein-Westfalen gehören. Der Strom wird allerdings nicht in das öffentliche Netz gespeist, sondern er dient dazu, grünen Wasserstoff zu erzeugen. Der Strom fließt direkt in einen Wasserstoff-Elektrolyseur. Damit ist grüner Wasserstoff in der Region nutzbar. Zum Beispiel, um Wasserstofftankstellen zu beliefern. Eine Tankstelle gibt es bereits im Kreis Düren, weitere sollen folgen. Die Tankstelle ist sowohl für Pkws wie auch Busse geeignet. Denn im Kreis Düren setzt man im öffentlichen Nahverkehr auf Wasserstoff. Fünf Busse fahren bereits mit Wasserstoff, weitere werden folgen. Hinzu kommen Züge, die mit Wasserstoff betrieben werden. Voraussichtlich ab Ende 2026 sollen die Züge auf den Strecken der Rurtalbahn und Eifel-Bördebahn unterwegs sein.
Die Vielfalt an Projekten und Entwicklungen aus den Bereichen Forschung, Mobilität, Gebäude und Industrie können sich Interessierte auf der Wasserstoff-Messe im Kreis Düren am 18. Und 19. August 2023 im Brückenkopf-Park Jülich anschauen.
Ohne öffentliche Fördermittel gelingt der Transformationsprozess nicht. Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, überreichte kürzlich an die Kreise Düren und Euskirchen Förderurkunden über 81,6 Millionen Euro Strukturfördermittel. 55,7 Millionen Euro gehen an go.Rheinland für die Anschaffung von Brennstoffzellentriebzügen, 14,8 Millionen Euro fließen an die HyDN GmbH für den Bau eines Elektrolyseurs, 3,8 Mio. Euro erhält die Beteiligungsgesellschaft Kreis Düren mbH für eine Wasserstofftankstelle und 7,3 Millionen Euro erhielt die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) für den Ausbau von Wasserstoff-Infrastruktur in Mechernich (Kreis Euskirchen).
Kreis Euskirchen
Der Aufbau einer Wasserstofftankstelle in Mechernich ist ein Baustein im Rahmen der Wasserstoff-Initiative des Kreises Euskirchen. Ende 2022 hat der Kreistag des Kreises Euskirchen eine Wasserstoff-Roadmap beschlossen. Diese ist die Basis für die Verbreitung von Wasserstoff und Wasserstofftechnologien und zur Realisierung konkreter Projekte zur Wasserstoff-Erzeugung. Zukunftsquartiere mit Wasserstoff zu entwickeln, klimafreundliche Mobilität mit Wasserstoff zu etablieren und eine Tankstelleninfrastruktur für Wasserstoff-Mobilität zu entwickeln zählen zu den Zielen der Wasserstoff-Roadmap.
Während eines Treffens des Netzwerktreffens des Hydrogen Hub Aachen im Alten Schlachthof Euskirchen betonte Landrat Markus Ramers die hohe Bedeutung des Wasserstoffs für die Region. Der Öffentliche Nahverkehr nehme dabei einen hohen Stellenwert ein, sagte er. Initiiert wurde der Runde Tisch Wasserstoff Kreis Euskirchen, bei dem sich interessierte Unternehmen der Wasserstoffwirtschaft und seiner gesamten Wertschöpfungskette treffen und austauschen können.
Wasserstoff in der Gebäudewirtschaft
Neben dem Öffentlichen Nahverkehr ist die Gebäudewirtschaft ein Bereich, in dem Wasserstofftechnologien zum Einsatz kommen. Die Euskirchener Baugesellschaft (EUGEBAU) errichtet zurzeit ein Mehrfamilienhaus mit Wasserstoffheizung. Ziel ist die energetische Autarkie. Neben vielen Photovoltaik-Modulen sorgt eine Geothermieanlage für Strom. Wasserstoff dient als Speichermedium. Außerdem ist die Baugesellschaft dabei, das Schlachthof-Quartier zu entwickeln. Dazu wird der „Alte Schlachthof – Euskirchen“ zu einem Kraftwerk umgebaut. Eine große Photovoltaikanlage und der Einsatz von Wasserstofftechnik soll es ermöglichen, künftig die umliegenden Häuser mit Energie zu versorgen. Das Quartier „Alter Schlachthof“ soll Co2-neutral und autark funktionieren. 70 Wohneinheiten sollen auf den umliegenden Grundstücken entstehen. Auf einem Netzwerkwerktreffen des Hydrogen Hub Aachen erläuterte Geschäftsführer Oliver Knuth die Pläne der EUGEBAU. „Wir als Baugesellschaft wollen zeigen, dass es funktionieren kann“.
Die Kreise Düren und Euskirchen sind auch im Hydrogen Hub Aachen vertreten. Sie haben sich mit der StädteRegion Aachen, der Stadt Aachen, dem Kreis Heinsberg und der IHK Aachen zu diesem Netzwerk zusammengeschlossen.