Vogelsang IP – Ein Ort gegen das Vergessen
Mitten im Nationalpark Eifel befindet sich ein geschichtsträchtiger Ort: Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Einst Kaderschmiede des NS-Regimes, heute ein Ort des Friedens, der Toleranz und der Begegnung aller Menschen
Unberührt bleibt kein Besucher, der einmal über das Gelände von Vogelsang gegangen ist. Zu präsent ist die Geschichte des Ortes, zu eindrücklich die Gebäude. Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang ist eines der größten Bauwerke des Nationalsozialismus und ist Ausdruck seiner Überheblichkeit und Menschenverachtung. Der Führungsnachwuchs der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP) wurde von 1936 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges geschult und geformt. Ab 1946 gründete das britische Militär den Truppenübungsplatz „Camp Vogelsang“, der dann von 1950 bis 2005 vom belgischen Militär genutzt wurde.
Jeden Tag offene Führungen
Ein Großteil der historischen Gebäude ist erhalten geblieben. Die jüngere Geschichte Deutschlands ist genau hier in der Eifel erlebbar. Es ist ein Ort, der sich entwickelt und wandelt, ein Ort der Bildung und der persönlichen Auseinandersetzung mit der Historie. Seit dem 1. Januar 2006 ist Vogelsang IP für die Öffentlichkeit geöffnet und seitdem werden auch die offenen Führungen über das Gelände angeboten – Jeden Tag mindestens eine, 365 Tage im Jahr. „Wir legen großen Wert auf die persönlichen Führungen, denn durch den Austausch der Besucher mit unseren Referentinnen und Referenten lässt sich die Geschichte des Ortes am besten vermitteln“, ist sich Petra Kleen, Leiterin Marketing und Kommunikation, sicher. Etwa 30 Referentinnen und Referenten stehen zur Verfügung, um Geländeführungen in verschieden Sprachen anzubieten.
Eine von ihnen ist Brigitte Jansen: „Viele Besucher sind überrascht, wie interessant es hier ist. Wir Referenten stellen den Bezug in die Gegenwart her. Wir erklären die Mechanismen von früher und wie sie heute noch funktionieren“. Vogelsang sei auch ein Täterort. „Hier wurden die Grundsteine gelegt, hier wurden die jungen Männer geformt“, führt Jansen aus. Viele der jungen Soldaten, die auf Vogelsang ausgebildet wurden, wurden in den Kriegsjahren zu Tätern. Sie wurden in Polen, den baltischen Staaten, Weissrussland und der Ukraine eingesetzt. Die Geschichte wird mit der Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ noch einmal verdeutlicht.
Verbindung Vergangenehit und Gegenwart
Das ist einer der Ansprüche von Vogelsang IP: Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen. Was hat das NS-Regime mit der heutigen Zeit zu tun? Was bedeutet Rassismus damals und was heute? Die Jugendbildung ist dabei ein großer Baustein im Bildungsangebot. Spezielle Führungen für Schulklassen, Projekttage, Studientage – Für die Klassenstufen der Sek I und Sek II stehen unterschiedliche Formate zur Verfügung, die rege genutzt werden. Doch auch für die Erwachsenen stehen neben den Führungen weitergehende Angebote - ähnlich wie für die Jugendlichen - zur Verfügung. „Wir wollen möglichst alle Zielgruppen mitnehmen und ansprechen“, betont Petra Kleen. Daher wird das Angebot auch immer weiter ausgebaut. Neu ist beispielsweise eine Führung im Kleinbus für mobilitätseingeschränkte Besucher. Regelmäßig kommen auch von der Bundeswehr, der Polizei oder dem Zoll Gruppen an diesen geschichtsträchtigen Ort. Wünschen Gruppen mehr als eine Führung über das Gelände, können sie die umfangreichen Seminarräume nutzen und sich ein Programm von den Mitarbeitern auf Vogelsang IP maßschneidern lassen.
Vogelsang IP ist aber auch ein Ort der Natur. Der Blick über den Urftsee und auf die Wälder der Eifel ist grandios. Mit der Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ wird die Natur der Eifel mit allen Sinnen erlebbar wird. Es gibt viel zu erleben und entdecken über den Nationalpark Eifel, den Schutz der biologischen Vielfalt und den Wert der „Wildnis“. Diese Kombination aus Naturausstellung und der Ausstellung zur NS-Zeit zeige die vielen Facetten von Vogelsang IP, meint Petra Kleen.