Neues Leben für alten Kunststoff
Patric Hermassi handelt und recycelt Kunststoff für die Industrie, auf diese Weise kommt dieser erst gar nicht in den Müll, sondern wird wiederverwertet – ein Kreislauf entsteht.
„Kunststoff ist ein Wertstoff“, betont Patric Hermassi und bringt damit schon eine Problematik im Umgang von Kunststoffen auf den Punkt. Denn wenn Kunststoff im Bewusstsein der Menschen einen höheren Wert hätte – wie beispielsweise Papier oder Metalle – würde weniger weggeworfen und es könnte mehr recycelt werden. Davon ist Hermassi überzeugt. Er handelt und recycelt mit seinem Unternehmen Tetralog Kunststoffrecycling in Roetgen Kunststoffe aus der Industrie für die Industrie und das weltweit.
Neues aus CD’s und Stadionbänken
1994 hat der gelernte Kaufmann mit dem Handel von recyceltem Kunststoff begonnen, 2012 kam dann die erste Mühle dazu, um selbst Kunststoffe durch sortenreine Vermahlung zu recyceln. Mit diesem Rohmaterial werden dann wieder Kunststoffteile hergestellt – der Kreislauf schließt sich. Schallplatten und CDs, ehemalige Stadionbänke aus Plastik oder Kunststoffausschußartikel von Pharmaunternehmen werden beispielsweise bei Tetralog angeliefert. Sie werden, falls nötig, sortiert und dann gemahlen – mit unterschiedlicher Körnung. Aus diesem Mahlgut können wiederum neue Kunststoffteile gefertigt werden, z.B in der Automobilindustrie. „Von außen sehen Sie nicht, ob die Ware aus neuem oder aus recyceltem Kunststoff hergestellt wurde“, sagt Patric Hermassi. Kunststoff wird damit zu einem Wertstoff, der mehrfach verwendet wird und nicht einfach im Müll - oder schlimmstenfalls - in der Natur landet.
Mehr als 38 Kilogramm Plastik verbraucht jeder Bundesbürger im Durchschnitt im Jahr, nur rund 15,6 Prozent davon werden recycelt und dem Stoffkreislauf wieder zugeführt. Einer der Gründe für die geringe Recyclingquote liegt in den mangelnden wirtschaftlichen Anreizen seitens der Politik. Ein anderes Problem sieht Hermassi in der Trennung der Kunststoffe und meint damit nicht nur einen logistischen Faktor. Zu oft würden Kunststoffe von Mitarbeitern in Firmen nicht sorgfältig genug getrennt, für ihn als Recyclingunternehmen ein großes Problem, ebenso wie die oft mangelhafte oder fehlende Kennzeichnung der Kunststoffe. Denn fehlt eine Kennzeichnung, ist eine Materialerkennung in der Geschwindigkeit, wie sie für eine industrielle Verarbeitung notwendig ist, nicht oder nur noch mit erheblichen, maschinellen Aufwand möglich und damit eine Verarbeitung meist nicht mehr rentabel. Schließlich müssen die Kunststoffe sortenrein gemahlen werden, damit sie hinterher wieder zu neuen, gleichwertigen Produkten verarbeitet werden können.
Neue Entwicklungen
Immer noch enthalten viele Produkte zu viele verschiedene Kunststoffarten, „dies muss meist gar nicht sein“, ist der Recyclingexperte überzeugt. Ob in Verpackungen oder anderen Produkten - würde die Vielfalt der Kunststoffe verringert und beispielsweise Verpackungen sortenrein produziert, würde es das Recyceln erheblich vereinfachen. Ein weiteres Problem ist für ihn der große Verwaltungsaufwand. Viele Gesetzesvorgaben seien mangels Differenzierung gegenüber klassischen Abfällen ein großer und zudem überflüssiger Hemmschuh für Recyclingunternehmen, meint Patric Hermassi.
Die Firma hat inzwischen eine Pilotanlage entwickelt, mit der R-PET offgrades, also B-Waren zu A-Waren aufgearbeitet werden. Hier handelt es sich um eine bottle to bottle - Qualität. Also gebrauchte PET-Flaschen aus dem Ein- und Mehrweg-Pfandsystem werden extern zu einem Neuwarengranulat mit Lebensmittelzulassung aufgearbeitet und die Recyclingquote steigt dadurch signifikant. Bei dieser Produktion entsteht eine Nebenqualität mit Verunreinigungen, welche bei Tetralog Kunststoffrecycling aufgearbeitet wird. „Damit sind wir an dem Prozess von Alt- zur Neuflasche beteiligt“, erklärt Patric Hermassi. Zu erkennen ist dies auf den Flaschen, auf denen zum Beispiel „Besteht zu 100% aus Recyclingmaterial“ oder ähnliches steht.