Ausbildung und Abi mit einem Abschluss
Am Technischen Institut der Bischöflichen Schule St. Vith werden Schüler Schritt für Schritt ans Abitur und gleichzeitig an ihren späteren Job herangeführt.
Will ich später eine Ausbildung machen oder lieber studieren? Diese Frage müssen junge Leute am Technischen Institut der Bischöflichen Schule im belgischen St. Vith noch nicht gleich nach der Grundschule beantworten. Denn hier wird man über 7 Jahre auf seine spätere Berufswahl hingeleitet. Und das Besondere: Am Ende seiner Schulzeit hat man beides in der Tasche – das Abitur als Voraussetzung für ein späteres Studium sowie einen fertigen Berufsabschluss für den direkten Einstieg in den Job.
Schritt für Schritt zur späteren Berufswahl
Das Konzept der Schule ist aufgebaut in verschiedene Phasen: In den beiden ersten Jahre erhalten die Schüler eine fundierte Allgemeinbildung und belegen zusätzlich praktische Schnupperkurse. Hier können sie prüfen, wo eigene Interessen und Fähigkeiten liegen – ob in der Landwirtschaft oder dem Gartenbau oder im Holz-, Metall-, KFZ-, Elektrobereich sowie Computer- und Netzwerktechnik. In den beiden folgenden Jahren – der Orientierungsstufe – geht es im praktischen Teil dann in eine gewählte Fachausbildung, wo mit den Grundlagen begonnen wird. In dieser berufsvorbereitenden Phase lernen die Schüler Theorie und Praxis, beispielsweise im Gartenbau oder der Mechatronik. Abschließend folgt während zwei bzw. drei Ausbildungsjahren die Bestimmungsstufe, wo der Auszubildende weiterhin einem Volltagsunterricht mit Allgemein-, Berufs- und Praxisfächern in der Schule sowie in schuleigenen Werkstätten folgt. Die Praxiserfahrung sammelt der Schüler in Betrieben der Großregion. Diese erfolgt in technisch Berufen in 14-tägigen Praktikas, in landwirtschaftlichen Berufen über einen Praxistag pro Woche. Im siebten Jahr bereitet sich der Schüler des beruflichen Übergangs dann intensiv auf das bevorstehende Abitur vor.
Landwirtschaft – abwechslungsreich und anspruchsvoll
Ein ausgebildeter Landwirt ist später Experte in vielen Gebieten: Er ist Produzent von gesunden und hochwertigen Nahrungsmitteln für Mensch und Tier. Als Agrarexperte hat er ein hohes Fachwissen über das Lebensumfeld von Böden, Pflanzen und Tieren – hier achtet er auf ein nachhaltig-umweltfreundliches Zusammenspiel. Er ist Techniker, denn ein Großteil der Arbeit auf dem Acker, im Stall und auf dem Hof erfolgt mit Maschinen, die bedient, gewartet und repariert werden müssen. Und er ist Betriebswirt, der eine wirtschaftliche Planung im Blick haben muss und mit Zulieferern und Abnehmer gleichermaßen verhandelt. Und das über Landesgrenzen hinaus – bereits in der Ausbildung, wie Fachbereichsleiter Peter Ortmann zu berichten weiß: „Wir haben Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Luxemburg und Deutschland. Wir arbeiten bei der Ausbildung auch eng mit den Landwirtschaftlichen Versuchsanstalten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westphalen zusammen, wo unsere Schüler im Blockunterricht theoretisches und praktisches Fachwissen vermittelt bekommen.“
Ein Beruf aus Leidenschaft
Romain Reusch ist im letzten Ausbildungsjahr. Jeden Freitag sowie in den Oster- und Allerheiligenferien verbringt er Praktikumszeiten in landwirtschaftlichen Betrieben. „Während meiner gesamten Ausbildungszeit habe ich fünf ganz unterschiedliche Landwirtschaftsbetriebe kennen gelernt.“ Auch wenn er selbst vom Bauernhof kommt, hat er überall noch vieles gelernt. Den jetzigen Betrieb in Eibertingen hat er sich gezielt ausgeschaut. Es ist ein moderner Hof mit neuem Stall, Robotertechnik und innovativem Maschinenpark. Zudem arbeitet der Familienbetrieb in biologischer Landwirtschaft. Hier erhält Romain Reusch Inspirationen für den heimischen Betrieb. „Vielleicht werden auch wir irgendwann mal umstellen“, über legt er. Doch er weiß, dass er für die extensive Landwirtschaft viel Land benötigen wird.
Nach seinem Abi- und Ausbildungsabschluss wird er den elterlichen Betrieb in Recht gemeinsam mit seinem älteren Bruder übernehmen – und dann auch selbst Praktikanten ausbilden. Er könnte zwar mit dem Abschluss auch weiter studieren – doch erst einmal lockt die Herausforderung im heimischen Betrieb. Ein Leben ohne Landwirtschaft kann er sich nicht vorstellen. Er liebt den Umgang mit den Tieren, ihn begeistert die Technik – und die Freiheiten: „Ich bin mein eigener Chef – ich kann selbst entscheiden“.