Landwirtschaft auf solidarische Art
Die SoLaWi Gemüsevielfalt GbR in Kalenborn-Scheuern ist ein kleiner Familienbetrieb. Rund zwei Dutzend Mitglieder der „solidarischen Landwirtschaft“ profitieren von Biogemüse, das frisch erzeugt wird. Gemeinschaftlichkeit bedeutet hier, dass auch die Risiken der naturnahen Lebensmittelproduktion von allen mitgetragen werden.
Dreißig Sorten Gesundes gedeihen auf dem Freiland und in den Gewächshäusern, die Jana-Maria Johnen sowie ihre Eltern Dietmar und Ingrid Johnen am Dorfrand von Kalenborn-Scheuern in täglicher Handarbeit bewirtschaften. Wurzelgemüse oder Tomaten, Fenchel oder Kohlsorten und Salate, Kartoffeln, Paprika, Auberginen oder Möhren… kurzum alles, was ein klassisches Supermarktregal aufweist, gibt es hier superfrisch aus der Region für derzeit etwa zwei Dutzend Abnehmer aus dem Eifelkreis und dem Vulkaneifelkreis. „Die Idee habe ich bei einem guten Freund kennen gelernt, der dazu im Rahmen einer Bachelorarbeit in der Vulkaneifel eine Umfrage machte“, erzählt Jana-Maria Johnen, die 2019 den Impuls für die SoLaWi in ihrem Heimatdorf gab. „Mich hat immer schon alles interessiert, was mit Gesundheit und Natur zu tun hat.“ Die theoretische Ausbildung in Solidarischer Landwirtschaft absolvierte sie in Lüneburg. „Ich bin damit aufgewachsen, dass unsere Familie für den Eigenbedarf anbaut.“ Es gibt über die Gemüsevielfalt der SoLaWi hinaus bei den Johnens eine Schafhaltung sowie Futter- und Getreideerzeugung… alles in zertifizierter Naturland-Qualität.
Risiken gemeinsam tragen, Vorteile gemeinsam nutzen
Das Prinzip der SoLaWi, wie die Solidarische Landwirtschaft kurz genannt wird, ist im Grunde sehr einfach. Nicht das einzelne Produkt wird je nach Angebot und Nachfrage, nach Händlermacht und Warenterminbörsen gehandelt und bepreist, sondern die landwirtschaftliche Arbeit wird innerhalb eines überschaubaren Kreislaufs mit fest vereinbarten Beiträgen finanziert. Hierzu tun sich die Erzeuger und die Endverbraucher als Gemeinschaft direkt zusammen – man kennt einander persönlich und tauscht sich aus. Die je nach Witterung sehr unterschiedlichen Erträge werden so abgefedert, dass auch ein kleiner Betrieb wie der von Familie Johnen zuverlässig arbeiten kann und von Dürre- und Nässeperioden oder Schädlingsbefall nicht unmittelbar in der Existenz bedroht ist. Gerade für die ökologische Erzeugungsweise mit Direktvermarktung gibt das beiden Seiten Sicherheit – den Erzeugern finanzielle Planbarkeit und den Verbrauchern die Gewissheit, dass sie absolut transparente Bioware ohne lange Transportwege und zu fair vereinbarten Festpreisen bekommen.
Eine Wette auf das Wetter
„Jedes Jahr ist anders“, bringt Dietmar Johnen die Unwägbarkeiten auf den Punkt. „Wenn wir ab Februar die ersten Kulturen aussäen, ist nicht absehbar, ob die Witterung bis zur Ernte so passt, dass der erwartete Ertrag auch wirklich kommt.“ Was in der konventionellen Landwirtschaft schon ein großes Risiko ist, welches durch den Einsatz von Pestiziden oder anderer Chemikalien vermindert wird, bedeutet im Bioanbau gerade in Zeiten des Klimawandels noch mehr Ausgeliefertsein an zu viel oder zu wenig Regen, an das Aufkommen von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten oder an Temperaturschwankungen. „Darum ist es so wichtig, dass die bewussten Verbraucher mit in die Verantwortung gehen“, nennt er die Motivation der SoLaWi. Ein Ausweichen auf die billigsten Angebote aus dem Ausland befeuere erst recht den Klimawandel. „In der Folge gibt es sonst für die nachfolgenden Generationen keine Lebensmittelsicherheit.“ Die SoLaWi Gemüsevielfalt GbR ist darum ein kleiner Baustein, um ein großes Problem proaktiv in den Griff zu bekommen.