Klimaneutral – lokal – digital
Die Verbandsgemeinde Kaisersesch ist einer von drei Standorten für ein von der Bundesregierung gefördertes Testlabor: Wie gehen die Erzeugung von Wasserstoff und der Verbrauch von Wasserstoff unter realen Bedingungen Hand in Hand? SmartQuart heißt der Ansatz.
„Wasserstoff ist künftig ein wichtiger Standortfaktor, die entsprechende Infrastruktur wird aufgebaut… und da sind wir ganz vorn mit dabei“, sind Albert Jung und Uwe Diederichs-Seidel überzeugt. Jung ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch, Diederichs-Seidel ist Projektleiter des in Kaisersesch angesiedelten Reallabors „SmartQuart Hy-Zell“, des einzigen seiner Art in Rheinland-Pfalz. Drei solcher „smarten Quartiere“ gibt es in diesem Projekt: eines in der Metropole Essen, eines in der Kleinstadt Bedburg – und eben eines in Kaisersesch als Beispiel, wie die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende konkret auf dem Land gelingen kann. Die gesamte Wertschöpfungskette wird abgebildet. In der Verbandsgemeinde Kaisersesch steht vor allem die bereits überdurchschnittlich ausgebaute Windenergie als erneuerbare Ressource zur Verfügung. Der so erzeugte Strom wird in Wasserstoff als speicherfähiges Medium umgewandelt. Es kann dann von industriellen, gewerblichen und öffentlichen wie privaten Abnehmern genutzt werden.
Viele Chancen und positive Rahmenbedingungen
Als Pilotregion punktet die Verbandsgemeinde Kaisersesch mit einer mittelständischen Wirtschaftsstruktur, mit ihrer verkehrsgünstigen Lage an der A 48 und mit einem Verwaltungsteam, in dem einschlägiges Know-how in Sachen erneuerbarer Energien bereits ebenso hoch entwickelt ist wie die Motivation, diese Technologien voranzubringen. Man sieht die Vorteile als Leuchtturmprojekt und begreift Wasserstoff als Puzzleteil für regionale Wertschöpfung in der Energiewende. So ist Bürgermeister Albert Jung zugleich Vorsitzender des H2BZ-Netzwerks Rheinland-Pfalz e. V., welches 2005 in Kaisersesch gegründet wurde und das sich mit den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen beschäftigt. Im Beirat des Vereins sitzen Wissenschaftler, Wirtschaftsexperten und Unternehmer sowie Vertreter der Politik und öffentlicher Körperschaften. Die Botschaft ist klar: „Mit Wasserstoff ist die Speicherbarkeit erneuerbarer Energien gegeben, so dass damit ganze Gewerbegebiete und Quartiere versorgt werden können“, erläutern Albert Jung und Uwe Diederichs-Seidel. „Sicherheit und günstige Energiepreise ermöglichen es so, den Standort Eifel zu halten und auszubauen.“
Ein Plus für die regionale Wertschöpfung
Die entsprechende Infrastruktur ist im Aufbau. Wasserstoff dient als Antrieb der Mobilität. Nicht nur Unternehmen der Region, auch der ÖPNV mit seinen Bussen und der Privatverkehr können davon profitieren. Eine Tankstelle an der A 48 soll als wichtiger Stopp für den europäischen Transitverkehr dienen. „Wir können in Kaisersesch vormachen, wie Energie- und Verkehrswende sinnvoll miteinander kombinierbar sind“, skizziert Jung die Zukunft, die er gemeinsam mit dem Landkreis Cochem-Zell und darüber hinaus denkt. „Die ganze Entwicklung ist hoch dynamisch und bietet Chancen für junge Fachkräfte, die ihre Berufung im Ausbau einer sicheren, dezentralen und umweltfreundlichen Technologie mitten in der Naturlandschaft Eifel sehen.“ Das Beispiel Kaisersesch zeige, dass die Entscheidung ‚Teller oder Tank‘ bei der Erzeugung regenerativer Energie im ländlichen Raum nicht mehr notwendig ist. Die Laborphase geht zunächst bis Ende 2024, dann ist die Verstetigung geplant.