Wenn Scherben glücklich machen
Die Geschirre, Gartenskulpturen oder Dekorationsstücke der Töpferei Serocka in Kelberg sind mit ihren farbintensiven Glasuren und grazilen Formen eine Marke für sich: Man erkennt sie wieder als Kunsthandwerk aus den Händen zweier Meister mit Passion für handgemachte Keramik.
Scherben sind nicht nur womöglich glücksbringende Bruchstücke, sondern als Fachbegriff meinen sie die noch unglasierte Keramik. Damit haben die beiden Töpfermeister Rainer und Christine Serocka seit Jahrzehnten jeden Tag zu tun. Seit 1978 leben und arbeiten sie in Kelberg. Rainer Serocka machte eine Lehre in der renommierten Töpferei Kuch, absolvierte mehrere Gesellenjahre in verschiedenen Werkstätten und schloss eine zweijährige Meister-Forbildung in Landshut erfolgreich ab. Christine Serockas Meisterprüfung erfolgte an der Keramiker-Fachschule in Höhr-Grenzhausen. 1984 haben sie im Kelberger Ortsteil Köttelbach den Stall- und Scheunentrakt eines ehemaligen Bauernhofs, in dem sie auch wohnen, liebevoll umgestaltet zu einer Manufaktur mit Ausstellungsraum. Der Innenhof und das Gartenareal ringsum verraten mit ihren vielen Skulpturen und Dekorationsstücken schon etwas von der Fantasie, Farbenpracht und Kunstfertigkeit, mit der die beiden ans Werk gehen. Rainer Serocka setzt dabei die Familientradition seiner Eltern fort, die ebenfalls weithin anerkannte Töpfer mit ganz eigenem Stil waren. „Die Tone beziehen wir aus dem Westerwald, die Glasuren mischen wir selbst“, verraten sie… und sonst natürlich nichts von all dem, was zum besonderen Design beiträgt. Nur so viel: Wenn sie zwei Glasuren übereinander schichten, ergeben sich einmalige Schattierungen, die den Moment des Schaffens einfangen.
Jedes Stück ist einzigartig
Nachahmen ist unmöglich. Sogar Rainer und Christine Serocka selbst erleben nach dem Brennprozess bisweilen Überraschungen. „Die Temperatur, der Ofenbesatz mit großen und kleinen Stücken, die Brandführung und vieles mehr gestalten mit. Jede Keramik ist sichtbar ein Unikat. Denn auch die Eigenschaften des Tons oder der Bestandteile der Glasur verändern sich, auch wenn unsere Lieferanten dieselben bleiben. Beispielsweise die Vorkommen in einer Tongrube unterliegen natürlichen Wandlungen.“ So kann man das Geschirr der Manufaktur nachkaufen, da die typischen Serien fortgeführt werden, aber der Charme eines echten und handgefertigten Naturproduktes bleibt. Verwendet werden rot-, weiß- oder lederfarbenbrennende Tone für alles, was auf der Töpferscheibe gedreht wird, und schamottierter Ton für die künstlerischen Objekte, die Rainer und Christine Serocka modellieren. Gegossen und somit schneller, nämlich industrieähnlich produziert wird bei ihnen nichts. „Wir geben viel Zeit in jedes Stück und machen es mit sehr viel Freude.“ Dass sie dabei die beglückende Erfahrung machen, selbst „geerdet“ sein, vermittelt sich beim Berühren und Betrachten ihrer Keramik. Zugleich haben die Stücke etwas Spielerisches – so wie der kreative Prozess, an dem Christine und Rainer Serocka auch nach Jahrzehnten ihre Lust bewahrt haben.
Ein wichtiger Teil der Vulkaneifel
Nicht nur das Kunsthandwerk betreiben sie mit Passion. 26 Jahre lang waren sie auch Herz, Hirn und Hand des weit über die Region bekannten Kunsthandwerkermarktes in Kelberg, anfänglich auf dem dortigen Marktplatz. In Köttelbach dann, auf dem eigenen Hof- und Gartenareal, organisierten sie die Treffen von Menschen, die hochwertiges Kunsthandwerk aller Sparten anbieten oder genau das auch bewundern und kaufen wollen. Hinzu kamen Ausstellungen in etlichen anderen Orten deutschlandweit. Heute ist die Keramik der Serockas „nur“ in deren Werkstatt zu sehen. Aber mehrere Töpferkurse pro Jahr und zwei Goldschmiedekurse, angeleitet von einem externen Dozenten, öffnen das Atelier für Interessierte und wecken bei ihnen sicher auch die Begeisterung für eines der ältesten Handwerke der Menschheit, aus denen Kunst werden kann.