Zwei Gründer mit Biss übernehmen Traditionsgasthaus
Seit Jahrzehnten steht die Torschänke Dudeldorf für bodenständige Gastlichkeit und ausgezeichnete Küche. Ein junges Gastronomen-Paar übernimmt das gut geführte Haus, setzt sich über die coronabedingten Startschwierigkeiten hinweg und entwickelt die beliebte Adresse behutsam weiter.
Oftmals werden Existenzgründungen von langer Hand geplant. Manchmal sind es aber auch spontane Bauch-Entscheidungen. So wie bei Kilian Rau und Simon Berhard. Die beiden waren mal wieder mit Freunden zum Essen in der Torschänke verabredet, als das Gespräch die Runde machte, dass das Inhaberehepaar Petra und Josef Cillien aus Altersgründen eine Nachfolge sucht. Eine Freundin sprach „Cilliens Jupp“ an: „Die beiden hier wären genau die Richtigen, um deinen Laden zu übernehmen.“ Auf der Heimfahrt waren sich beide noch sicher, ihre guten Jobs auf gar keinen Fall gegen die Selbstständigkeit zu tauschen. Doch die Idee keimte – und wenige Tage später waren sie sich einig: Wir machen das!
Sorgfältig vorbereitet – und dann kommt alles anders
Simon Berhard und Kilian Rau hatten eine grobe Vorstellung, auf was sie sich einlassen. Schließlich arbeiteten die beiden ausgebildeten Gastronomen schon seit vielen Jahren als Koch, Restaurant- und Hotelfachmänner in guten Häusern der Region. Für beide stand von Anfang an fest, das Konzept der Torschänke nur behutsam zu verändern. „Die Gäste lieben die gute Küche der Torschänke in Kombination mit dem ungezwungenen Umgangston und den bodenständigen Preisen“, so die beiden. „Wir wollten von Anfang signalisieren, dass wir die Tradition fortführen werden. Für den sanften Übergang zu organisieren, arbeiteten wir zusammen mit unserem Chefkoch Alexander Ettlinger über die letzten Monate im Betrieb von Cilliens mit.“ Im März 2020 sollte dann die Neueröffnung sein – doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Über Monate mussten sie den Betrieb geschlossen halten und hielten den Betrieb durch das spontan eingeführte Außer-Haus-Geschäft über Wasser. Die Stammgäste hielten ihnen in der Zeit die Treue und nahmen das ToGo-Angebot solidarisch an. Die Existenzgründer ließen trotz der schwierigen Startbedingungen den Kopf nicht hängen und nutzten die Situation für Renovierungsarbeiten im Restaurant sowie den Toiletten.
Traditionelle Gastlichkeit kombiniert mit modernem Esprit
Die Modernisierung erfolgte sorgsam und mit Bedacht: Das traditionelle Ambiente von Speise- und Torzimmer wurde mit frischen Farben gekonnt aufgepeppt. Wichtig war den neuen Inhabern, den von den Gästen geliebten Wohlfühl-Charakter zu bewahren. Mit gleichem Fingerspitzengefühl gingen sie an die Gestaltung der Speisekarte: Beliebte Torschänken-Klassiker wie Schweinerückensteak überbacken mit Ziegenfrischkäse, Williams-Birne und Preiselbeeren oder die warmen Apfelklöße mit Zimtzucker und Vanillerahmeis dürfen auch heute nicht fehlen. Gleichzeitig setzt das Team alle paar Wochen regionale Gerichte modern interpretiert in Szene. Das kommt bei den Gästen an und spricht sich über die Grenzen rund. „Es werden sogar Gäste aus umliegenden Ballungszentren auf uns aufmerksam, die den Besuch bei uns zum Anlass nehmen, in der Eifel ein paar Tage Urlaub zu machen“, so Rau.
Nachhaltigkeit aus Überzeugung
Der Gedanke der Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das neu gegründete Unternehmen. Die jungen Firmenchefs kaufen fast ausschließlich regionale und saisonale Ware – wo möglich direkt bei bekannten Erzeugern. Auch sonst nimmt der Betrieb seine ökologische Verantwortung ernst: eine neue Pelletheizung wurde eingebaut, der Fuhrpark auf E-Mobilität umgestellt, die Geräte auf Energieeffizienz überprüft und ausgetauscht oder Tischwäsche aus Fasern recycelter PET-Flaschen angeschafft.
Wichtig ist den beiden auch ein Wohlfühl-Arbeitsklima. Dazu zählt beispielsweise, dass das Restaurant sonntags und montags geschlossen ist und die Mitarbeitenden an den Tagen frei haben. Work-Life-Balance ist ihnen wichtig: „Wir tragen Verantwortung für unsere ca. 20 Angestellt und wollen, dass sie Spaß an ihrem Job haben“, so Berhard. Damit wollen sie angehenden Azubis, Fachkräften und Aushilfen Lust auf einen Beruf in der Gastronomie machen.