Eifel-Cuisine in der Scheune von Schloss Niederweis
Ein barockes Schloss, mitten im Dorf, umgeben von eifeltypischen Landhäusern und Bauernhöfen: das ist seit 10 Jahren die Wirkungsstätte von Sandra und Sebastian Poss. Und ein Anziehungspunkt für Genießer weit über die deutsch-luxemburgische Grenzregion hinaus.
Wer sich durch den französischen Barockgarten dem Schlosshof nähert, spürt die wechselvolle Ära dieses Landstriches, der bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zur luxemburgischen Propstei Echternach gehörte und danach 20 Jahre lang zu Frankreich. Diese frankophilen Einflüsse prägen heute die Küche des mehrfach prämierten Restaurants am Rande des Bitburger Gutlandes.
Die Welt erkunden, um in der Eifel zu gründen
Gerade mal Mitte/Ende zwanzig waren Sandra und Sebastian Poss, als sie sich 2013 ihren Lebenstraum erfüllten. Denn seit sich die beiden während ihrer Ausbildung in Bitburg kennenlernten war klar: sie wollen zunächst noch was von der Welt sehen, reichlich gastronomische Erfahrung in ausgezeichneten Häusern sammeln und dann wieder in die Eifel zurückkehren. Und genau das taten sie. Ihre vorletzte gemeinsame Station war ein Luxus-Kreuzfahrtschiff, mit dem die beiden als Restaurant- und Küchenangestellte ein halbes Jahr lang auf Weltreise waren. Hier lernten sie einerseits zahlreiche kulinarische Einflüsse kennen. Andererseits auch sich selbst, denn viele Eigenschaften für ihre spätere Herausforderung wurden auf die Probe gestellt: Stressresistenz, Durchhaltewillen, hartes Arbeiten und persönliche Nähe auf engem Raum. „Wir sagten uns damals: ‚Wenn wir das schaffen, dann schaffen wir auch später unser eigenes Restaurant‘“, resümiert Sandra Poss heute mit einem Lachen. Und so sollte es dann auch kurze Zeit nach der Weltumrundung kommen: Als die beiden für einen Caterer eine Veranstaltung auf dem Schloss bewirteten, fragte der Schlossherr, ob sie nicht ein eigenes Restaurant dort eröffnen wollten. Sie mussten nicht lange überlegen, um zuzusagen.
Junge Betreiber machen altes Schloss
zum kulinarischen Ort für Feinschmecker
Gesagt, getan: nach kurzer Gründungsvorbereitung stürzten sich die beiden ins neue Abenteuer. Von Anfang an war der gehobene Anspruch an die Küche gesetzt. Hochwertige, frische Zutaten – meist aus der Region – bilden die Grundlage. Die Kartoffeln haben den kürzesten Weg bis in den Kochtopf, denn die stammen vom Bauernhof nebenan. „Wir arbeiten mit festen, vertrauensvollen Partnern zusammen“, so Sebastian Poss. Er hat als Koch ein besonderes Faible für hochwertigen Fisch. In seiner Küche wird lediglich solcher verarbeitet, der mit der Angel gefangen wurde und nicht mit großen Schleppnetzen. Der Grund liegt einerseits in der höheren Qualität, andererseits im gesetzten Anspruch an Nachhaltigkeit und Tierwohl. Und dies spricht sich rund – sowohl bei den zahlreichen Gästen aus der Eifel und dem angrenzenden Luxemburg als auch bei Restaurant-Testern: Die Küche wird seit Jahren wiederholt von renommierten Gourmetführern ausgezeichnet, was wiederum Feinschmecker aus ganz Deutschland in das kulinarische Idyll der Südeifel mit seinem außergewöhnlichen Ambiente zieht. Am Wochenende wird es für Spontanbesucher daher auch oftmals schwierig: „Wir sind da meist über Wochen im Voraus ausgebucht und empfehlen eine frühzeitige Reservierung oder ein Besuch in der Woche“. Die hohe Erwartungshaltung, die mit all den Auszeichnungen einhergeht, sehen die fünf top-ausgebildeten Köche allerdings nicht als Last, sondern als ehrgeizige alltägliche Ambition.
Ein Familienbetrieb durch und durch
Sandra und Sebastian Koch beweisen, dass Existenz- und Familiengründung in der Eifel selbst in herausfordernden Branchen ganz gut funktionieren kann. „Wir haben eine gute Betreuung in der Kita, viele Spielmöglichkeiten im Dorf … und unsere Familien in direkter Nähe“, so die zweifache Mutter. Die seien auch in der Gründungsphase Gold wert gewesen und hätten – ebenso wie viele Freunde – überall mit angepackt. Ein glücklicher Umstand: der Betrieb der Eltern und Brüder von Sandra Poss hat sich als Schreinerei auf hochwertige Inneneinrichtungen spezialisiert und führte über die letzten Jahre zahlreiche Arbeiten durch.
Für die eigene Work-Life-Balance und die der Mitarbeitenden ist ihnen wichtig, den Betrieb an zwei Tagen die Woche geschlossen zu haben. „Montag und Dienstag ist unser Wochenende, selbst an Feiertagen. Ab Montagmittag sind wir nach der Büroarbeit ganz für die Familie da“, so die beiden. Und auch geregelten Betriebsurlaub gibt es dreimal pro Jahr. Das Verständnis für familiäre Belange schätzen auch die Servicekräfte, von denen selbst einige Mütter sind. Darüber hinaus finden neben Fachkräften in Voll- und Teilzeit auch Schüler, Studenten und Ferienjobber einen attraktiven Job. Seit vielen Jahren bildet das Ehepaar Poss auch aus: Köche und Fachleute für Restaurant- und Veranstaltungsgastronomie. Die haben einen sehr kurzen Weg zur Arbeit, denn die Schloss-Gastronomen haben für die Azubis im Dorf eine WG gegründet. All das trägt zum guten Teamgeist bei. Dennoch gestehen die beiden: „Wir suchen stets Menschen, die sich für das Arbeiten in der Gastronomie begeistern – gerne auch Quereinsteiger. Personalarbeit ist bei uns eine tägliche Herausforderung.“