Ziel ist die gelebte Inklusion auf dem Arbeitsmarkt
Die Nordeifelwerkstätten wollen Menschen mit einem Handicap beruflich und sozial integrieren. Im Idealfall gelingt dies sogar auf dem ersten Arbeitsmarkt, denn die Menschen mit einer Behinderung haben viele Talente, die sie einbringen können
„Wir sind ein Teil der Gesellschaft“, diese Aussage ist Georg Richerzhagen wichtig. Er ist neben Wilfried Fiege der Geschäftsführer der Nordeifelwerkstätten (NEW), die ihren Hauptsitz in Euskirchen-Kuchenheim haben. Der Leitgedanke „Menschen mit einem Handicap beruflich und sozial zu integrieren“, bestimmt das Handeln der NEW seit mehr als 40 Jahren. Die Nordeifelwerkstätten mit seinen zwei Tochterunternehmen sind ein breit aufgestelltes Unternehmen, in dem rund 1.500 Mitarbeiter mit und ohne Behinderung beschäftigt sind. Menschen mit einem Handicap werden gezielt gefördert und können ihren Fähigkeiten entsprechend, einen Arbeitsplatz finden.
Werkstätten: Geschützte Räume
„Manche brauchen den geschützten Raum einer Werkstatt“, sagt Tanja Scheuls, pädagogische Leiterin. Sie benötigen die festen Strukturen, ihre festen Arbeitsabläufe und die Unterstützung vom Fachpersonal der Nordeifelwerkstätten. Verpackung und Konfektionierung, Lager und Logistik, Metallbearbeitung, Montage, Saunabau, Garten- und Anlagepflege oder die Bonbonmanufaktur zählen unter anderem zu den Arbeitsbereichen. Jeder Mensch im Kreis Euskirchen hat vermutlich schon einmal ein Produkt in der Hand gehabt, dass durch die Werkstätten der NEW gelaufen ist. Sei es, dass sie eine Sauna gekauft haben, die in Zingsheim gebaut wurde, sei es, dass sie in Euskirchen im Georgpark Kleidung zum Bügelprofi gebracht oder im Lebensmitteleinzelhandel eine Packung Yogi-Tea gekauft haben, der in den Werkstätten verpackt wird.
Qualifizierungen für den Arbeitsmarkt
Die Nordeifelwerkstätten bieten jedoch nicht nur Arbeitsplätze in den Werkstätten an. Die Beschäftigten werden geschult und qualifiziert. Die Berufsbildungsmaßnahmen umfassen 27 Monate. In dieser Zeit wird geschaut, welche Fähigkeiten und Vorlieben die Menschen mitbringen. Die Beschäftigten können beispielsweise eine Ausbildung zur Fachkraft in der Logistik oder eine Ausbildung als Beikoch/Beiköchin absolvieren. Am Ende erhalten sie ein Zertifikat der IHK. „Ich würde mir noch mehr Unterstützung seitens der IHKen wünschen, damit wir noch mehr Qualifizierungen mit einem IHK-Zertifikat anbieten können“, sagt Georg Richerzhagen.
Eine wichtige Säule ist in dieser Beziehung auch das Tochterunternehmen EuLog. Das Inklusionsunternehmen ist mit seinen Dienstleistungen eine wichtige Ergänzung zu den Werkstätten. Dazu zählt auch der CAP-Markt – ein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft – in Euskirchen-Kuchenheim, wo behinderte und nicht-behinderte Menschen zusammenarbeiten. Die Arbeitsplätze bei der EuLog dienen oft als Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Die NEW tritt dabei als Mittlerin für Unternehmen auf, die Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen anbieten. Die Arbeitgeber werden dabei von der NEW unterstützt. Die Jobcoaches begleiten die Menschen mit Handicap an ihren Arbeitsplätzen und stehen als Mentoren für beide Seiten zur Verfügung. „Die Beschäftigten fühlen sich dort sehr wertgeschätzt und sind stolz auf ihre Arbeit“, sagt Richerzhagen.
Multiprofessionelle Teams
Von einer ganz starken Betreuung bis hin zu wenig Unterstützung bietet die NEW den Beschäftigten ein breites Spektrum an, je nachdem, was die Menschen gerade benötigen. „Wir wollen auch ein Bewusstsein schaffen, dass es jeden treffen kann, zum Beispiel durch einen Unfall oder eine Krankheit. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns und fördern die persönliche und berufliche Entwicklung aller Mitarbeiter“, betont der Geschäftsführer. Dazu zählt natürlich auch das Fachpersonal, dass die Beschäftigten mit Beeinträchtigungen unterstützt. Sozialpädagogische Berufe, Ergo- und Physiotherapeuten oder auch Handwerker und Techniker, sind als Hauptamtliche gefragt.