Hanf – eine uralte Kulturpflanze mit innovativem Potenzial
Der aus Berndorf in der Vulkaneifel stammende Dieter Behrentin ließ sich im Laufe seiner internationalen Karriere als Marketingfachmann für Mode und Events von einer robusten Nutzpflanze inspirieren und bringt – gemeinsam mit dem Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA) – den Hanf Innovation Hub auf den Weg. Die daraus entstehenden Chancen für mittelständische Betriebe sind groß.
Viele denken auch nach der Teillegalisierung von Cannabis beim Thema Hanf immer noch an Drogen oder auch an die medizinische Wirkung à la Hildegard von Bingen. Das hat mit dem Wirkstoff THC zu tun, der in einigen Hanfsorten vorkommt, berauschend und schmerzstillend ist. „Aber Hanf hat, mit weniger als 0,3 Prozent THC, ganz andere Eigenschaften“, schildert Dieter Behrentin das Potenzial der seit vielen Jahrhunderten in Europa heimischen Pflanze. „Es ist ein echter Allrounder und vielfältig einsetzbar.“ Zunächst wurde der Marketingexperte, der vor allem in den Bereichen Mode und Beauty aktiv ist, auf Hanf als Grundstoff für CBD-haltige Salben und Öle aufmerksam. Behrentin entwickelte mit seiner Agentur Behrentin Communication GmbH ein Konzept namens „The Body“ für die Einsatzmöglichkeiten von Hanf und testete die Resonanz auf großen Messen etwa für Sportzubehör oder Therapieangebote. „Ich stellte fest, dass das Interesse riesengroß ist, aber das Wissen noch relativ gering.“ Für ihn eine klare Herausforderung: „Das heißt: In Hanf und seinen verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten liegt unglaublich viel Potenzial, angefangen von der Landwirtschaft über die Verarbeitung in mittelständischen Betrieben bis zum Handel.“
Ein erstklassiges Thema für die Forschung
Als unternehmerisch denkender und handelnder Mensch ging Behrentin auf die Suche nach geeigneten Partnern, um modellhaft eine Wertschöpfungskette Hanf in Gang zu setzen und fand das Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA). Gemeinsam mit dessen Bereichsleiter Stapelfasertechnologie Justin Kühn ist nun eine Projektidee entwickelt, die förderfähig ist und voraussichtlich in 2025 konkret Fahrt aufnehmen kann. Etwa die Bundesministerien für Bildung und Forschung beziehungsweise Ernährung und Landwirtschaft kommen als Fördermittelgeber in Betracht, ebenso die Zukunftsagentur Rheinisches Revier. „Hanf ist eine robuste einheimische Pflanze, die wenig Wasser benötigt und resilient gegen etliche Schädlinge ist“, bestätigt Kühn den ökologischen Vorteil. Aus den „Nüssen“ von Hanf können Öle gewonnen werden, aus den Fasern unterschiedliche Textilien für Kleidung oder Dämmstoffe, das Holz kann zu zellulosebasierten Produkten verarbeitet werden. Behrentin selbst hat Hanf sogar als innovativen Ersatz für Kunststoffe positiv getestet, nämlich als 3D-gedruckter Bestandteil eines Sportwagenmotors.
Gemeinsam Potenziale heben
Das Hanf Innovation Hub, so der Arbeitstitel des Projektes von Behrentin und ITA, will helfen, die für Landwirtschaft, Verarbeitungsindustrie und Vermarktung vorhandenen Potenziale zu erkennen und zu nutzen. Synergien entstehen, indem Behrentin das Networking einbringt und die ITA die notwendige Forschungsarbeit leistet. Es ist für beide eine win-win-Situation: Der Marketingexperte bekommt als beratender Impulsgeber für mittelständische Betriebe ein einzigartiges und innovatives Produkt ins Portfolio, das universitäre Institut ein Drittmittel-Projekt mit Nutzen für die Allgemeinheit. „Wichtig ist der Dialog auf Augenhöhe zwischen Unternehmen und Wissenschaft. Alle Akteure werden an einen Tisch gebracht.“ Es soll im Netzwerk von Wirtschaft, Institutionen, Kommunen und Forschung einerseits anwendbares Wissen vermittelt werden, wie mit dem Rohstoff Hanf gearbeitet werden kann und welche Chancen er bereithält. Aber es geht auch darum, eine gemeinsame „Sprache“ zu finden, um eine Kreislaufwirtschaft in Gang zu setzen, welche heimische Interessen und Ökologie zusammenbringt.