Landleben der köstlichen Sorte
Gabriele Neuens-Kohnen, von allen Gaby genannt, stammt aus einem 30-Einwohner-Dorf in der Nähe der grünen Grenze in den Ardennen. Nach Jahren kehrte sie in ihre ostbelgische Heimat zurück und machte sich mit „Gabys Nudelküche“ selbstständig – für sie die definitive Erfolgsgeschichte am richtigen Ort.
Gaby Neuens-Kohnen wuchs in einem winzigen Weiler im Ourtal auf, mitten in der Natur. Die Großmutter hatte eine kleine Molkerei. „Es war eine schöne, behütete Welt“, erinnert sie sich. „Ich habe das Leben im Dreiländereck von Belgien, Deutschland und Luxemburg immer als Vorteil erlebt, da ist europäisches Herzland zusammengewachsen.“ Die Dreisprachigkeit, mit der hier alle Kinder groß werden, aber auch die Eigenständigkeit der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit ihrer eigenen Regierung sind für sie große Pluspunkte – nicht nur für die private Lebensqualität, sondern auch für eine Existenzgründung. „Einerseits sind die Menschen hier weltoffen, andererseits kennt jeder jeden. Es fällt leicht, Netzwerke zu knüpfen, und gerade Frauen können den Rückhalt von Familie, Freunden und Gleichgesinnten für sich nutzen.“
Mit Know-how zurück in die Heimat
Gaby Neuens lernte noch in Belgien das Hotel- und Restaurantfach von der Pike auf, doch als 19-Jährige zog es sie beruflich in den Schwarzwald, wo sie zehn Jahre lang lebte und ihren aus Deidenberg bei Amel und St. Vith stammenden Ehemann kennen lernte. Als ihr Sohn schulpflichtig wurde, stand die Frage an: bleiben oder zurückkehren? „Das familienfreundliche und preisgünstige Leben in unserer Heimat gab den Ausschlag. Hier haben wir viel Platz und gute menschliche Anbindung. Mein Mann fand schnell eine Arbeit im nahen Luxemburg und ich wollte zu Hause arbeiten, weil die Zeiten in der Gastronomie für die Kindererziehung ungünstig sind.“ So nahm sie eine Inspiration aus dem Schwarzwald auf, wo traditionell viele Familien eigene Nudeln herstellen. „Das hatte ich dort gelernt. Und das wurde hier in Ostbelgien meine Geschäftsnische.“
Organisches Wachstum dank persönlicher Netzwerke
Zunächst produzierte sie nur hundert Kilo pro Woche in einer kleinen Garage und vermarktete die Nudeln über kleine Geschäfte im Umland. Doch rasch wurde der regionale Leiter einer Supermarktkette auf die Qualität der in Handarbeit hergestellten Produkte aufmerksam und nahm sie in sein Programm. Die Mengen stiegen und zunächst halfen die Eltern mit, später wurde eine Mitarbeiterin eingestellt. Mittlerweile ist „Gabys Nudelküche“ auch bei Grossisten gelistet, die nahrhaften Spezialitäten in vielen Formen – von Spaghetti bis Muschelnudeln - sind von Brüssel bis Luxemburg zu haben. Gern sieht sie Absatzmöglichkeiten auch in der deutschen Eifel. Neben eigenen Produktlinien, die teils auch biozertifiziert oder sortenrein etwa mit Dinkel sind, hat die Manufaktur die Erzeugung von Terminware übernommen. Ihre Auftraggeber sind Geflügelhöfe mit eigenem Label. „Da achte ich aber genauso wie bei meinen eigenen Linien, dass keine Vermischungen entstehen“, verrät Gaby Neuens-Kohnen, „jeder Auftraggeber bekommt Nudeln exakt aus der eigenen Eierlieferung.“ Sie ist mittlerweile Mitglied in der Vereinigung „Made in Ostbelgien“ und schätzt die aktive Gemeinschaft, die branchenübergreifend entstanden ist… und die Nähe zu lebendigen Großstädten wie Aachen, Lüttich und Maastricht oder zu charmanten Mittelzentren wie Malmedy, Eupen, St. Vith oder Namur. „Auch die Naturlandschaft ringsum ist einfach fantastisch“, freut sie sich über die nach wie vor gute Entscheidung, vor rund zwei Jahrzehnten aus dem Schwarzwald in die ostbelgische Eifel zurückgekehrt zu sein.