Vorreiter bei ressourcenschonender Energie: das Fernwärmenetz Mayen
Im Jahr 1998 waren innovative Energiekonzepte noch nicht in aller Munde. Doch mit der Fernwärmeversorgung Mayen GmbH (FWM), einem Gemeinschaftsprojekt mehrerer Partner, wurden hier schon früh die richtigen Weichen für Zukunftsfähigkeit gestellt.
Die Idee, die Abwärme aus den Produktionsprozessen der papiererzeugenden Industrie clever zu nutzen, kam aus dem Unternehmen Moritz J. Weig GmbH & Co. KG selbst. „Es ging Moritz Weig senior darum, überschüssige Energie aus dem Produktionsprozess der Papierfabrik so weit als möglich sinnvoll zu verwenden“, schildert FWM-Geschäftsführer Rolf Schäfer den Impuls. „Doch sofort war klar, dass Weig eine solche Lösung nicht allein umsetzen kann.“ Benötigt wurden der technische Support, Geldgeber für die Aufbau- und Startphase und vor allem natürlich Abnehmer, um ein tragfähiges Fernwärme-Netzwerk zu gründen. Mit Unterstützung der Kommunalpolitik gelang der Schulterschluss. Mittlerweile ziehen Igony Energies GmbH, die Stadtwerke Mayen GmbH, die Energieversorgung Mittelrhein AG, die Kreissparkasse Mayen und das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gGmbH als Gesellschafter der FWM mit Weig an einem Strang.
Stetige Fortschritte bei klimafreundlicher Energieversorgung
Für den Bau der Trasse gab es Unterstützung von der Stadt Mayen, wie auch vom Land Rheinland-Pfalz und dem Landkreis Mayen-Koblenz. 1999 wurden zunächst Versorgungsleitungen im Baugebiet „Am Taubengerg“ und 2000 in der St.-Veit-Straße mit 95-prozentiger Anschlussquote gelegt. Jeder laufende Meter Fernwärmenetz bedeutet rund 700 Euro investierte Vorleistung auf eine energetisch gute Zukunft der Stadt, gerade angesichts der neuen Klimaschutzgesetze. Derzeit sind insgesamt 12 Kilometer Trasse ausgebaut, die zu vielen privaten Haushalten, allerdings auch zu Schulen, Hallenbad und Jugendherberge, Verwaltungsgebäuden, den regionalen Kreditinstituten oder Gewerbeobjekten als Abnehmer der Energie führen. Bereits 270 Anschlüsse sind verwirklicht, Nachverdichtungen des Netzes und so genannte Bypässe sind geplant. Dank passgenauer und transparenter Tarife ist die Fernwärme auch für private Wohngebäude bestens geeignet. „Mit der Abwärme von Weig könnten theoretisch weitere Teile der Stadt versorgt werden“, schildert Schäfer die Energiesicherheit, die mit der FWM gegeben ist. Der Anteil der Nutzung industrieller Abwärme liegt gegenwärtig im Jahresmittel bei über 40%. Weitere Potentiale werden derzeit untersucht. Im Sommer wird bereits jetzt mehr als der Bedarf der Fernwärmekunden durch industrielle Abwärme gedeckt.
Handfeste Vorteile für die Nutzer
Für die Kartonfabrik Weig ist das Fernwärmenetz von Bedeutung, weil dies dem bei Weig tief verwurzelten Grundgedanken der Kreislaufwirtschaft entspricht und durch das Unternehmen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Für die Kommune ist es im Rahmen der neuen Gesetze, welche die Konzeption von Nah- oder Fernwärmenetzen vorschreiben, eine praktikable und bereits erfolgreich erprobte Lösung. Dies auch im Hinblick auf die kommunale Wärmeplanung. Der gegenwärtig gutachterlich bestätigte Primärenergiefaktor der FWM von derzeit 0,23 belegt die hohe Effizienz des Systems und ist ein großer Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität Mayens bis 2040. Viele Feuerungsstätten im Stadtgebiet können mit dem Fernwärmenetz eingespart werden. Doch auch für private Hauseigentümer und Investoren ist es eine zukunftsfähige Sache. „Die Nutzer profitieren vom Rund-um-die-Uhr-Service etwa im Fall von Reparaturen, sie müssen sich selbst um nichts kümmern“, beschreibt Schäfer den Komfort. „Zudem muss nur ein kleiner Wärmetauscher im Haus eingebaut sein, extra Räumlichkeiten für die Heizung sind nicht notwendig. Das Ganze ist problemlos auch für Altbauten geeignet. Und man bekommt nicht nur zuverlässige und umweltschonende Wärme, man bezahlt dank des 100-prozentigen Wirkungsgrades an der Übergabestelle nur das, was wirklich heizt.“