Die Vermessung der Eifel
Die Arbeit heutiger Vermessungsingenieure zeichnet sich weniger durch Abenteuerlust als vielmehr durch ein hohes Maß an karthografischer Kenntnis, Diplomatie, Weitsicht und Verwaltungswissen aus. All das lernen angehende „Bachelor of Science“ beim DLR Eifel im kombinierten Studium „Geoinformatik und Vermessung“
Die Geschichte des Landvermessens beginnt vor über 10.000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde und erste Siedlungen und Höfe entstanden. Und somit lange, bevor sich im 18 Jahrhundert der Mathematiker Gauß und der Naturforscher Humboldt auf den Weg machten, um die Welt zu vermessen.
Vermessungsoberinspektorin Melanie Friedrich machte sich nach dem Abi auf den Weg zu ihrem heutigen Traumjob. „Das Wort ‚Informatik‘ in der Studienbezeichnung schreckte mich anfangs etwas ab, da ich mich in der Schule nie für Informatik begeistern konnte. Doch mit Programmierung hat mein Job heute gar nichts zu tun“, so die junge Bachelor-Absolventin. Vielmehr hat sie in der anspruchsvollen Aufgabe nun vieles gefunden, was weit über eine reine Verwaltungstätigkeit geht und ihr wichtig ist: die praktische Arbeit als Vermesserin draußen in der Natur, der intensive Kontakt mit Menschen, die Erstellung von Karten und Animationen, das Projektmanagement. Viel Abwechslung also in einem Job, in dem sie die Fäden zieht zwischen Ortsbürgermeistern, Landbesitzern, Fachbehörden und externen Dienstleistern. Hierfür ist nicht nur viel Biss, Fachwissen und Moderationsfähigkeit gefragt, sondern auch Ausdauer. Denn die Bodenordnungs-Projekte – auch Flurbereinigung genannt - dauern oftmals an die 10-15 Jahre. In dieser Zeit werden Grundstücke bewertet, Landverhältnisse in Hinblick auf Eigentum und Zuschnitt neu geordnet, ein neues Wege- und Gewässernetz entworfen und vieles mehr.
Studium mit straffem Fahrplan
Drei Jahre dauert das Duale Studium Geoinformatik und Vermessung, kombiniert mit der Laufbahnausbildung in der Flurbereinigungsverwaltung. Nach einem 2-monatigen Vorpraktikum bei ihrem Ausbilder und heutigem Arbeitgeber – dem Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Eifel – geht es zum Studium an die Hochschule nach Mainz. Melanie Friedrich erinnert sich noch gerne an die Zeit zurück. „Das Studieren in kleinen Gruppen war fast familiär. Mit meinen Kommilitonen aus ganz Deutschland bin ich heute noch gut vernetzt.“ Und auch die Stadt am Rhein hat es der Eifelerin angetan. „Mainz ist eine schöne Stadt, gut angebunden“ und wie sie schmunzelnd ergänzt „mit einer attraktiven Kneipenszene.“ Bereits während des Studiums ist sie beim DLR angestellt, verdient monatlich 1300 Euro brutto und erhält eine zusätzliche Aufwandsentschädigung fürs Wohnen sowie die Fahrten zu weiter entfernten Ausbildungsorten in der berufspraktischen Zeit. Denn in der vorlesungsfreien Zeit ist sie nicht nur in ihrem Ausbildungsbetrieb in Bitburg tätig, sondern schnuppert auch einige Wochen bei verschiedenen Fachämtern in Rheinland-Pfalz hinein.
Abschluss für eine sichere berufliche zukunft
„Früher mussten wir Ingenieure nach unserem Studium noch eine 1,5 jährige, schlecht bezahlte Anwärterzeit in Kauf nehmen“, erinnert sich ihr Kollege Friedhelm Friedrich. Diese Zeit ist in dem neuen Studiengang bereits integriert, sodass die Berufseinsteiger gleich nach Ende des Studiums mit einer Verbeamtung und damit einem Job auf Lebenszeit rechnen dürfen. Das mag für einen jungen Menschen etwas bieder klingen, doch von Amtsschimmel ist beim DLR keine Spur: „Wir haben ein tolles Betriebsklima, veranstalten Betriebsausflüge, Grillnachmittage, feiern gemeinsam Fastnacht und Weihnacht“, schwärmen die beiden. Einmal im Jahr veranstalten alle DLRs in Rheinland-Pfalz ein gemeinsames Sportturnier.
Ob sich die junge Eifelerin auch ein Studium und einen Beruf in Hamburg, München oder Berlin hätte vorstellen können? „Klares Nein. Ich liebe meine Heimat. Für mich war es immer wichtig, hier zu bleiben.“
Interessenten herzlich willkommen
Wer sich für eine Ausbildung oder ein Studium beim DLR Eifel interessiert, kann sich jederzeit bei Melanie oder Friedhelm Friedrich melden. „Wir stehen für Fragen bereit, bieten auch Schnupperpraktika“, so Melanie Friedrich, die derzeit eine Ausbildereignungsprüfung macht, damit auch für künftige Studierende die Ausbildungskompetenz im Team vorhanden ist. Denn viele Kollegen werden in den nächsten Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheiden, Nachwuchs ist dringend nötig. Man kann auch über eine Ausbildung zum Vermessungstechniker ein späteres kombiniertes Studium aufsatteln.