Ressourcen sparen: Aus Gras wird Papier
Wie kann Papier ökologischer hergestellt werden? Diese Frage stellte sich der Unternehmer Uwe D’Agnone und entwickelte ein Verfahren, wie aus Gras Papier hergestellt werden kann – mit viel weniger Wasserbrauch und deutlich weniger CO2-Ausstoß.
Uwe D’Agnone hat intensiv getüftelt und experimentiert, bis er es geschafft hatte: Gras ist der ideale Rohstoff, um ökologisch Papier herzustellen. Vor elf Jahren hat er das Unternehmen creapaper GmbH mit Standorten in Hennef und Düren gegründet. Zusammen mit seinem Team verfolgt der Unternehmer eine Vision: „Wir werden den Ressourceneinsatz für die Jahrtausende alte Tradition des Papiermachens entscheidend verändern und Gras neben Zellstoff und Altpapier zum drittwichtigsten Rohstoff der Papierherstellung in der Welt machen. Daran arbeiten wir, dafür brennen wir – mit Leidenschaft und Hingabe“.
Im Vergleich zur Herstellung des Zellstoffes aus Holz werden bei der Grasfaserproduktion rund 95 Prozent CO2-Emissionen und mehr als 99 Prozent Wasser eingespart. Wie dies gelingt? Um die Grasfaser Wie dies gelingt? Um Heu herzustellen, werden nur rund 6 Liter Wasser pro Tonne verwendet. Im Gegensatz zum Holzzellstoff, wo 6.000 Liter Wasser pro Tonne benötigt werden. Außerdem ist der energetische Aufwand bei der Faserherstellung deutlich geringer: 112 kW/h pro Tonne im Gegensatz zu Zellstoff aus Holz, der über 5.000 kW/h pro Tonne benötigt.
An Chemie wird ebenfalls gespart, denn um aus Heu die kleinen Grasfaser-Pellets herzustellen, die später bei der Papierherstellung verwendet werden, ist nur ein mechanischer Prozess notwendig. „Kein anderer Rohstoff kann so schonend aufbereitet werden wie Gras“, schwärmt Uwe D’Agnone von seinem Rohstoff. Nach der Nutzung kann Graspapier natürlich genauso recycelt werden wie jedes andere Papier.
Warum Gras?
Das Papier, das die meisten Menschen kennen, besteht zu einem großen Teil aus Zellstoff. Dieser wird aus Holz gewonnen. Doch um aus Holz den Zellstoff zu gewinnen, bedarf es viel Wasser und Energie, denn Bäume enthalten viel Lignin. Dies ist für die Druckfestigkeit und Beständigkeit der Bäume notwendig. Was für den Baum, der im Wald steht, essenziell ist, damit er nicht umfällt und lange wachsen und gedeihen kann, ist für die Papierproduktion eine Herausforderung. Im Papierherstellungsprozess ist Lignin ein sogenannter „Störstoff“. Die Zellstoffherstellung erfolgt mit hohem Wasser-, Energie- und Chemikalieneinsatz, um Zellulose und Lignin (knapp 25 Prozent Lignin-Anteil im Holz) wirksam aufzutrennen.
Um die Papierherstellung ökologischer zu gestalten, habe er nach Pflanzen gesucht, die weniger Lignin enthalten, erklärt D’Agnone. Dabei ist er auf Gras gestoßen. „Damit hat es auf Anhieb funktioniert“. Rund 30 Prozent Grasfasern sind im Graspapier enthalten, je nach Verwendungszweck können es aber auch bis zu 50 Prozent sein. Der Rest ist entweder Altpapier oder Frischfasern aus Holz.
Produkte
Im Werk in Düren wird das Heu, das zu einem Großteil aus der Eifel kommt, als gepresste Strohballen angeliefert. Danach wird geschnitten, gefiltert, getrocknet, gemahlen und am Ende werden die Fasern zu Pellets gepresst. Diese können ohne weitere Anpassung in den Papierfabriken genutzt werden.
Für den Einsatz des Graspapiers gibt es kaum Grenzen: Schreibpapier, Grußkarten, Eierkartons, Kaffeebecker, Schachteln, Geschenkpapier, Toilettenpapier oder Kartons für Tee und Naturkosmetik aus Graspapier sind nicht nur ökologischer, sie sehen auch noch sehr gut aus.