Kita-Kindern Kultur näherbringen
Am Berufskolleg Simmerath/Stolberg kann die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher mit einem Schwerpunkt in Kultur absolviert werden. Dabei bekommen sie das Rüstzeug um später die Kindern für Kultur begeistern zu können
Wie erzähle ich Kindern Geschichten mit einer Handpuppe, kann ich die Kleinen schon für Schwarzlichttheater begeistern und welches Museum könnte für einen Ausflug spannend sein? An Erzieherinnen und Erzieher werden heutzutage große Anforderungen gestellt. Sie sind weitaus mehr als Spielpartner der Kita-Kinder. „Die Erzieherinnen und Erzieher sind im Leben der Kinder – neben den Eltern – die ersten, die die Kinder prägen. Sie können ihren Blick schärfen und säen Samen für die spätere Entwicklung der Kinder“, sagt Schulleiterin Ingrid Wagner. Mit Hilfe der Kultur können viele Lerninhalte spielerisch vermittelt werden. Doch wie genau geht das, was brauche ich dazu? Antworten auf Fragen wie diese erhalten angehende Erzieherinnen und Erzieher am Berufskolleg Simmerath/Stolberg. Dort haben die jungen Menschen die Wahl zwischen verschiedenen Schwerpunkten, die sie belegen können, um den Abschluss Erzieherin Plus/Erzieher Plus zu erhalten. Absolvieren sie entsprechende Module erhalten sie am Ende der dreijährigen Ausbildung ein Zertifikat als Erlebnispädagogin/e, EU-Pädagogin/e, Übungsleiter/in C oder als Kulturpädagogin/e.
Magie des Theaters kennenlernen
Die Kultur erfülle viele Aufgaben, führt Wagner aus. Zum einen ist es gut für die persönliche Entwicklung der angehenden Erzieherinnen/Erzieher. Zum anderen lernen sie, wie sie mit Hilfe der Kultur Lerninhalte vermitteln können. Viele hätten in der Coronapandemie die Kultur sehr vermisst und noch mehr schätzen gelernt. Für manche Schülerinnen und Schüler, die in ihrer eigenen Kindheit wenig Berührung mit Theater und Museen gehabt haben, ist dies aber auch ein guter Einstieg in die Welt der Kultur. Sie lernen die Magie kennen, die von Theaterstücken ausgeht und sie lernen, wie sie beispielsweise mit Handpuppen einen ganz anderen Zugang zu den Kindern erhalten.
Der Begriff Kultur ist an der Schule dabei weit gefasst. Es gibt unterschiedliche Module, zum Beispiel zum Thema Schwarzlichttheater. Die Studierenden entwickeln eigene Stücke und laden Kitas aus der Umgebung ein. Auf diese Weise erfahren sie gleich, wie Kinder auf ein Stück reagieren. Es kommen aber auch Theatergruppen an die Schule, es gibt Workshops oder Ausstellungen. In der Profilklassse Kulturpädagogin/e müssen die Studierenden aber auch selbst recherchieren, was es im Bereich Kultur alles gibt, denn ihre Creditpoints können sie auch außerhalb des Berufskollegs sammeln. Zum Beispiel bei einem Theater- oder Museumsbesuch. Sind ausreichend Creditpoints angesammelt, gibt es das Zertifikat.
Per Fernstudium zusätzlicher Bachelorabschluss
„Der Beruf wird immer anspruchsvoller und die Herausforderungen in den Einrichtungen größer“, weiß Ingrid Wagner. Inzwischen haben sie am Berufskolleg die Kapazitäten erhöht, um alle aufnehmen zu können, die einen Ausbildungsplatz möchten. In vielen Köpfen sei es noch immer verankert, dass die Erzieherausbildung ein Frauenberuf sei, meint die Schulleiterin. Doch erfreulicherweise entscheiden sich immer mehr junge Männer, diesen Beruf zu wählen.
Wagner wünscht sich eine größere Anerkennung und Wertsteigerung für diesen Beruf. Sie verweist stolz auf die Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld, an der die Schülerinnen und Schüler im Fernstudium einen Bachelor in Sozialpädagogik und Management erwerben können. Dies beinhaltet auch den Abschluss staatlich anerkannter Sozialpädagoge/anerkannte Sozialpädagogin, denn mit diesem Zertifikat haben sie später die Möglichkeit, eine Kindertagesstätte zu leiten. Entscheiden sich die Studierenden innerhalb der ersten beiden Jahre ihrer Erzieherausbildung für den Bachelor, können sie sich Leistungen aus der Ausbildung am Berufskolleg für das Studium anerkennen lassen. In vier Jahren haben dann die jungen Menschen nicht nur den Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin/ anerkannter Erzieher, sie haben dann auch einen Bachelorabschluss in der Tasche. Der Bachelorstudiengang kann natürlich auch später – berufsbegleitend – belegt werden.
„Bildung ist bei uns in Deutschland unser Kapital“, betont Ingrid Wagner und würde sich wünschen, dass dies auch gesellschaftlich mehr anerkannt wird. „Wir brauchen gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher und die müssen breit aufgestellt sein“, sagt die Schulleiterin. Mit dem Zusatzschwerpunkt Kultur sind die Absolventinnen und Absolventen gut gerüstet für ihr Berufsleben. Dadurch, dass das Berufskolleg auch Europaschule ist, können die angehenden Erzieherinnen und Erzieher ihre Praktika oder ihr Anerkennungsjahr auch im Ausland absolvieren. Das stärkt das Selbstbewusstsein und die persönliche Entwicklung der jungen Menschen.