Es war einmal in Afrika – Wenn ein Malermeisterpaar Gemüse anbaut
Alexandra Malzer und Max Näckel sind beide Malermeister, doch eine Tomatenpflanze weckte die Leidenschaft zum Gärtnern. Das Paar übernahm das dreihundert Jahre alte Bauernhaus von Max Großeltern in Rothenbach und erweckten den Bauerngarten zu neuem Leben.
Wenn ich Max länger als zwei Stunden nicht sehe, dann werde ich schon unruhig und ganz kribbelig “, sagt Alexandra Malzer zu uns, als wir mitten in Rothenbach in Annas Eifelgarten stehen und auf Max Näckel warten. Welch wunderbare Liebesbekundung an den Lebenspartner! Alexandra kann ihre Herkunft nicht verbergen und nach den ersten Worten merkt man, dass die Heimat der Malermeisterin die Pfalz ist. Aber warum steht eine Pfälzerin nun im kleinen Eifelort bei Kelberg in einem eintausend Quadratmeter großen Gemüsegarten? Die Antwort lautet „Geselle trifft Gazelle“. Vor etwa zehn Jahren nahmen beide am Auslandsprogramm des Fachverbands Farbe und Gestaltung im fernen Afrika, genauer gesagt in Ruanda, teil. Dort traf sich das heutige Paar zum ersten Mal und seitdem ziehen die Beiden Seite an Seite durchs Leben. Gemeinsam realisieren sie die Vision eines großen Bauerngartens mit angeschlossen Hofladen – hier in Rothenbach und nicht weit entfernt vom weltbekannten Nürburgring.
Die Idee wächst
Nur wie kommt man als bestens ausgebildeter Malermeister auf die Idee Gemüsebauer zu werden? Diese Frage richten wir an Max, der zwischenzeitlich dazu gestoßen ist und Alexandra direkt ein süßes Grinsen ins Gesicht zaubert. Die beiden stehen vertraut und Arm und Arm dicht beieinander, während sie von der ersten Tomatenpflanze erzählen und damit unsere Frage beantworten. Denn damit fing ihre Leidenschaft zum Gärtnern an: Bald nach dem Afrika-Aufenthalt zog Max zu Alexandra nach Kaiserslautern, gemeinsam und erfolgreich besuchten sie dort die Maler- und Lackierermeisterschule. Ihre Wohnung hatte einen Südwest-Balkon und eine zum Einzug geschenkte Tomatenpflanze fand den perfekten Platz, um in der Pfälzer Sonne zu gedeihen und leckere rote Früchte wachsen zu lassen – die schmeckten dann so gut, dass die Gärtner*innenlust geweckt war.
Aber bis zum Eifelgarten dauerte es trotzdem noch ein paar Jahre. Ein weiterer Umzug ins niedersächsische Hildesheim stand an. Beide besuchten die dort ansässige Farben- und Lacktechniker-Fachschule. Nach dem erfolgreichen Abschluss gab es für sie dann kein Halten mehr. Max zog es zurück in seine Heimat, die Eifel – natürlich kam Alexandra mit ihm und fand hier ihr neues Zuhause. Vielleicht hätten beide auch in Alexandras Heimat, in der sonnenverwöhnten Pfalz bleiben können. Doch Max war es als gebürtigen Eifeler in der Pfalz einfach zu warm und dann gab es ja auch noch dieses schöne dreihundert Jahre alte Bauernhaus seiner Großeltern in Rothenbach. Nicht nur die Tomatenpflanze auf dem Balkon weckte die Leidenschaft und das Interesse am eigenen Gemüse und Pflanzen, sondern auch der alte Gemüsegarten von Oma Anna wartete schon auf die beiden Malermeister*innen. Maxs verstorbene Großeltern Anna und Philipp Müller hinterließen neben dem landwirtschaftlich geprägten Wohngebäude mit Stall und Scheune auch einen großen Bauerngarten.
80 Gemüsesorten werden nachhaltig angebaut
Ein wahres Eldorado für die Zwei, der Garten wurde seit Generationen von der Familie bewirtschaftet und musste nur wieder neu bestellt werden. Genau die richtige Aufgabe für Alexandra und Max. Der Name „Annas Eifelgarten“ ist eine Hommage an die verstorbene Oma, die sich früher die meiste Zeit mit viel Hingabe um das eigene Gemüse gekümmert hatte. Heute wachsen in den Beeten mehr als achtzig verschiedene Gemüsesorten. In der Eifelsonne natürlich bei besten Bedingungen und in gesundem Boden – ganz ohne Kunstdünger oder sonstige Hilfsmittel, die eigentlich nichts im Boden zu suchen haben. Uns erinnert der Anbau an das „Market Garden Prinzip“ auch unter dem Namen „Mikrofarming“ bekannt. Wobei Max betont: „Wir machen da unser eigenes Ding draus!“.
Im Kern bedeutet dies, viel Gemüse auf kleiner Fläche nach regenerativen Prinzipien der Permakultur anzubauen. Ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur nachzuahmen. Gemüsepflanzen werden dicht an dicht gepflanzt, um möglichst viel Ertrag auf kleiner Fläche zu erzielen. Für einen guten Boden sorgt Kompost. Handelswege werden kurzgehalten und es ist viel Handarbeit erforderlich. Doch zur Belohnung erhält man frisches und genussvolles Gemüse und Salat. Wer schon einmal diese Rohkost aus einem richtigen Eifeler Bauerngarten gegessen hat, der weiß wie viel besser der Geschmack ist, gerade im Unterschied zu Supermarktgemüse.
Verkauf im eigenen Hofladen
Genau das ist im Sinne von Alexandra und Max, sie möchten in ihrem Hofladen gutes frisches Gemüse anbieten und befürworten außerdem kurze Lieferketten. Oft hören sie von ihren Besucher*innen die Aussage: „Ihr habt aber viel Arbeit!“ Auch wenn die Aussage richtig ist, so kommt Max dann mit einem Lächeln lediglich ein „Ja ein bisschen schon.“ über die Lippen. Im einladend gestalteten Hofladen im ehemaligen Kuhstall gibt es weitaus mehr als nur frisch geerntetes Gartengemüse. Ein kontinuierlich wachsendes Angebot regionaler Produkte, Getränken sowie Deko-Artikeln ist hier zu finden. Ein Bio-Label bildet dabei nicht unbedingt die Voraussetzung, viel wichtiger ist den beiden, die Produzenten der einzelnen Waren und die Geschichte dahinter zu kennen. Denn sie wollen handwerkliche und ehrliche Produkte aus der Region anbieten. Produkte, die sie auch selbst gerne konsumieren. Sicherlich ist dies ein Grund, warum der Hofladen auch eine große Auswahl an leckeren Weinen vorrätig hat.
Zu jeder Flasche können die beiden Weinliebhaber eine Geschichte erzählen – schon stehen wir am späten Nachmittag, mit einem kühlen Glas Rosé aus der Pfalz in der Hand zusammen und prosten uns zu. Die Frühlingssonne scheint herein, Annas Eifelgarten ist weit mehr als nur ein Platz, an dem man frisches Gemüse einkaufen kann, hier trifft man Eifeler Überzeugungstäter*innen die auch Freude an einem Plausch mit ihren Kunden*innen haben. Schon dass Wort „Kund*in“ scheint hier nicht ganz stimmig: Die Menschen, die hier einkaufen sind mehr als das, irgendwie sind sie ein Teil vom Ganzen. Das liegt auch an der Offenheit der beiden Macher*innen.
Und als wir Alexandra fragen, was ihr als Pfälzerin hier in der Eifel so gut gefällt, dann antwortet sie ohne auch nur einen Moment zu überlegen: „Das Leben miteinander und die Herzlichkeit der Menschen“. Was sie allerdings gar nicht versteht ist, warum hier so wenig Wein getrunken wird ... Daran möchte sie auf jeden Fall etwas ändern. Und schon schenkt uns Max einen weiteren Schluck in die erst halbgeleerten Gläser und sagt abschließend: „Es ist ganz einfach, die Eifel ist für uns Heimat.“ Bevor die zweite Flasche Wein geöffnet wird, müssen wir weiter, aber vorher fragen wir noch nach der Lieblingspflanze der beiden. Doch die Antwort wussten wir ja eigentlich schon …
Mit freundlicher Unterstützung von ENDLICH EIFEL/Autor Stephan Falk